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Internationales Symposion zu Kants Theorie der Biologie
23.–25.April 2010
Schloss Hohentübingen, Tübingen 2010
Weitere Informationen
Mechanismus
und Materialismus, Animismus und Vitalismus polarisieren das reiche
Spektrum biologischer Theorien des 17. und 18. Jahrhunderts, das sich
primär um die Frage danach dreht, wie der Ursprung des organischen
Lebens erklärt werden kann. Ist der Ausgangspunkt eines Organismus ein
göttlich präformierter Keim, in dem, wie in einer russischen Puppe,
alle Anlagen des künftigen Lebewesens bereits im Kleinen enthalten
sind? Muss dieser Keim als das weibliche Ei bestimmt werden, wie der
Ovismus annahm, oder als das männliche Spermatierchen, wie der
Animalkulismus glaubte? Oder beginnt das organische Leben mit einer
unstrukturierten Materie, der eine selbstbildende Kraft innewohnt, wie
epigenetische Theorien meinten? Ist es möglich, diese bildende Kraft
mechanisch, in newtonianischen Begriffen der Attraktion und Repulsion,
zu beschreiben, oder erfordert sie gänzlich neue Kategorien der
Sensibilität, Irritabilität, Intelligibilität und Spontanität - kurz:
eine vitalistische Kraft? Bereits aus dem Jahre 1755 besitzen wir
Aufzeichnungen, die bezeugen, dass Kant den Unterschied zwischen
Organismen und mechanisch erklärbaren Dingen anerkennt, ohne dass er
schon sagen kann, worin die spezifische Gesetzmäßigkeit von Organismen
besteht. Mit den meisten vorhandenen, zeitgenössischen Theorien ist
Kant vertraut; er schließt sich keiner von ihnen gänzlich an, und er
verschweigt das Problem der Unerklärbarkeit biologischer Wesen für mehr
als drei Jahrzehnte in einem Theoriegebäude, das er präsentiert, als ob
es vollständig sei. Erst das Jahr 1788 bringt die Entdeckung, dass
Organismen durch eine teleologische Kausalität erklärt werden können,
die als ein transzendentalphilosophisches Prinzip zugleich deren
Integration in den Gesamtentwurf der Transzendentalphilosophie
ermöglicht. Die Lehre von der Teleologie der organischen Natur erhält
ihre ausgearbeitete Form im Jahre 1790, in den §§ 61, 62–78, 80 und 81
der „Kritik der Urteilskraft“.
Referenten
Angela
Breitenbach (Norwich), Mark Fisher (University Park), Hannah Ginsborg
(Berkeley), Ina Goy (Tübingen), Paul Guyer (Philadelphia), Philippe
Huneman (Paris), Luca Illetterati (Padua), Peter McLaughlin
(Heidelberg), Ernst-Otto Onnasch (Utrecht), Marcel Quarfood (Uppsala),
Siegfried Roth (Köln), Predrag Šustar (Rijeka), Eric Watkins (San
Diego), Paul Ziche (Utrecht), Rachel Zuckert (Evanston)
Registrierung
Im
Fürstenzimmer des Schlosses Hohentübingen stehen 30 Plätze für Gäste
zur Verfügung. Anfragen für eine kostenlose Registrierung, mit einer
kurzen Angabe der Gründe für eine Teilnahme, sind ab dem 25. Januar
2010 per eMail möglich an: ina.goy@uni-tuebingen.de,cwehle@googlemail.com.
Organisation
Dr. phil. Ina Goy
unter der freundlichen Mithilfe von Christoph Wehle & Eva Oggionni
Förderung
Fritz-Thyssen-Stiftung
Deutsche Forschungsgemeinschaft
© Immanuel Kant in Italia 1997-2010 Università
degli Studi di Milano Dipartimento di Filosofia
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